(Auswahl)
Hallo, klopf, klopf, bin ich hier richtig?
Bei den Spinnern, ich meine, Spinnerinnen im obersten Stock?
Die die Fäden für uns spinnen. Mit dem Spinnrad verspinnen sie Fasern. Die werden verdreht, gezogen und gezwirbelt. Mal gibt´s feines Mohair – da kratzt und knittert später nix. Das kann man herzeigen, herumzeigen, aufzeigen. Seht her, ich bin was Besseres. Bin anschmiegsam, langlebig und atmungsaktiv. Ich bin sowas von aktiv, kann es mir halt leisten. Einmal pro Woche golfen, Tennis, Polo. Natürlich fahre ich kein Polo, sondern ´nen weißen BMW. Ich wohne an der Alster, Penthouse mit Dachterrasse. Von meinen Eltern geerbt. Von dort blicke ich auf alle herab, nein hinunter, nein, sowas mache ich nicht. Ich schweife in die Ferne. Dabei zitiere ich Goethe. Das haben sich meine Eltern was kosten lassen: „Wer weiß, wie noch die Würfel fallen? Und hat er Glück, so hat er auch Vasallen.“ Ja, bei mir kann man arbeiten, ich zahle sogar Mindestlohn. Nur meine Frau macht´s umsonst. Wir sind frisch verheiratet. Kirche, Küche, Kinder. Das ist der Plan. ICH hatte halt Glück – DU nicht. Für DICH hat’s nur für Kunstfaser gereicht. Polyester. Das klebt auf der Haut, man schwitzt. Und es lädt sich elektrisch auf. Wenigstens hast du Strom. Vorsichtig, verbrenne dir nicht die Finger, sonst wirst du noch schwarz. Und dann kommst du nicht weiter! Das überschattet alles. DAS KOMMT NICHT VON MIR! Das ist die Gesellschaft. Die weiß genau, welche Fäden sie ziehen muss, um sich selbst zu erhalten. Das nennt man den SELBSTERHALTUNGSTRIEB. Die Spinner, also die Spinnerinnen sind parteiisch. Sie betrügen nach Strich und Faden. Sie halten die Fäden in der Hand. Machen, was sie wollen. Und was machen WIR jetzt? Das Spiel abbrechen? Alles wieder aufribbeln? Nochmal von vorne anfangen? DEN FADEN NEU AUFNEHMEN?! Oder machen wir es wie im Buddhismus. Irgendwann zieht jeder mal die Arschkarte. Hallo, klopf, klopf, kann mir mal jemand den Weg zurück zeigen? HALLO! Hilfe! Ich habe den Faden verloren! Ariadne, WO IST DIESER VERDAMMTE FADEN?!?
Auszug aus Schicksalsfrage (S2, Juni 2023, Kurs Thielicke)
Ich bin das Gyle!
Ich bin das ‚Gymnasium Lerchenfeld‘. Ich bin das Lerchenfeld. Ich bin das Gyle.
Ich bin die Schule, die einen Vogel hat, nein, deren Namen von einem Vogel stammt.
Seit 1972 höre ich auf diesen Namen – existieren tue ich schon viel länger. Mich gibt es seit über 100 Jahren.
Ich bin stark. Ich wurde von Bomben getroffen, lag in Trümmern und habe überlebt.
Früher war ich eine Mädchenschule. Heute bin ich offen für alle –
Wenn du eine Gymnasialempfehlung hast!
Ich bin eine typische Schule in Hamburg Mitte.
Ich bin Uhlenhorst. Eilbek. Und Barmbek
Durchschnittlich reich. Durchschnittlich gleich. Sozialindex 5.
Ich bin das Lerchenfeld.
Ich habe eine vielfältige Schülerschaft; mit Menschen aus unterschiedlichsten Ländern.
Ich beherberge 1050 Schüler*Innen und 100 Lehrer*innen.
Ich bin das große Haupthaus, das B-Haus, das C-Haus und der Neubau, der vor 6 Monaten hätte fertig sein sollen.
Ich bin die Tafel, die die Tage bis zur Fertigstellung zählt und an der ein Tag pro Woche vergeht.
Ich bin der Schulhof mit der großen Kastanie. Sie ist der Mittelpunkt der Schule. Man sagt auch ganz Hamburgs.
Ich bin eine ausgezeichnete Medienschule. Ich habe in jedem Raum einen Beamer! Und Wlan!
Ich habe 10 verschiedene Anschlüsse.
Sie sind genial –
keiner funktioniert!
Bei mir kannst du Nützliches lernen. Bei mir kannst du Nutzloses lernen. Bei mir kannst du Spannendes und Langweiliges lernen.
Kannst Dinge über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lernen. Schaust auf Tatsachen, Regeln und Gesetze. Bist kreativ, handelst und bewertest.
Ich bin das Lerchenfeld, aber nenn mich ruhig Gyle.
Ich bin rot.
Ich bin rot und beige.
Ich bin rot, beige und kupfer.
Ich bin rot, beige, kupfer und blau.
Ich bin rot, beige, kupfer, blau und orange.
Mit einem Hauch von Grün.
Ich präsentiere mich als Umweltschule. So steht es schwarz auf weiß, drucken tue ich aber in Farbe.
Ich bin das grüne Klassenzimmer aus brauner Erde.
Meine einzige Grünfläche besteht aus Kunstrasen.
Erneuerbare Energie gibt’s am Kiosk – im Powerriegelformat.
Ich recycle die Sporthalle als meine Kantine.
Mein größtes Problem ist der Müll.
Müll, der Klos und Köpfe zum Überlaufen bringt.
Ich bin die Lehrkraft, die vorne steht und gegen eine Wand redet.
Ich bin die Wand übermüdeter Schüler*innen, die kaputt und schlaff über ihren Pulten hängen.
Ich bin die Angst und der Druck, der auf ihren Schultern lastet.
Ich bin das Reclamheft, das auf dem bemalten Tisch liegt. In dem auf Seite neunundsechzig, Zeile elf das Wort ÜBERLASTUNG gelb markiert ist.
Ich bin dein zweites Zuhause.
Bei mir kannst du deine Freizeit verbringen. Kannst Tischtennis, Runde, Fußball und Basketball spielen. Kannst klettern, lesen und Trampolin springen.
Ich bin der Debattierclub und die Poetryslam AG.
Ich bin ein Ort zum weiterdenken, zum ausprobieren, zum selbst entdecken –
ich gebe Dir nur vor was Du zu tun hast.
Ich bereite dich aufs Leben vor. Ich beschütze dich.
Aber ich kann dich auch zurechtweisen, wenn du scheiße baust.
Ich bin die illegalen Pennybesuche in der Mittagspause.
Ich bin vergessene Hausaufgaben und krakelige Schrift.
Wenn der Kuchen redet, sind die Krümmel leise.
Ich bin das Gyle.
Ich bin Northface Puffer Jacken. Ich bin Longchamp le Pliage und Airpods.
Jeder so wie er es mag!
Ich bin der dauerhafte soziale Druck nicht zu sehr aufzufallen –
Wer will schon Emo sein?
Ich bin aber auch dein Drang individuell sein zu wollen –
basic ist out!
be you!
Du bist ich, aber ich bin nicht du
und du bist ich.
Du bist ich
und du bist du.
Ich und du.
Du wirst gehen und ich werde bleiben
Ich werde bleiben – auf ewig das Lerchenfeld.
(Auszug aus dem Stück Theaterparcours_Gymnasium Lerchenfeld anders sehen, Juni 2024, WP 10, Kurs von Frau Thielicke)

Am Montag, 30.6., zeigten die beiden Wahlpflichtkurse Theater aus dem Jahrgang 9 einige Ergebnisse aus dem diesjährigen Probenprozess. Es war seit Längerem das erste Mal, dass in Jg.9 wieder Theater gewählt werden konnte und trotz widriger Umstände – noch ist die Aula nicht ganz fertig und immer wieder musste räumlich und technsich improvisiert werden – war das Ergebnis beachtlich!
Zweimal runde und unterhaltsame und manchmal auch anspruchsvolle 25 Minuten Theatervergnügen.
Die erste Gruppe spielte Szenen, die an Molières ‚Der eingebildete Kranke‘ orientiert waren. Mal näher dran am Original, mal weiter weg, mit Medikamenten-Werbe-Einblendungen z.B.
Die Aufmerksamkeit des Publikums war gefordert, wenn die Rollen wie im Fluge durch die Weitergabe einzelner Requisiten wechselten.
Die zweite Gruppe hatte Balladen im Repertoire, die sie zunächst traditionell darboten und danach für die Gegenwart interpretierten.
Goethes Erlkönig zeigte sich hier als Geist unterm Kinderbett und die Raubtiere aus Schillers ‚Der Handschuh‘ gebärdeten sich als Street Gangs.







Superhelden – Theaterstücke der 6b und 6c




Ein Beitrag von Ingrid, 8a: Am 13. Mai fanden die Theaterstücke der Klassen 6b und 6c unter dem gemeinsamen Motto ‚Superhelden‘ statt. Schon zu Beginn war der Saal gut gefüllt mit Eltern, Geschwistern und Freunden der jeweils vorführenden Schülerinnen und Schülern. Pünktlich um 18:00 Uhr begann die 6b mit ihrem Stück, in dem kurze Szenen aus dem „wirren Alltag wagemutiger Superhelden“ dargestellt wurden. Diese Szenen waren einfallsreich und kreativ gestaltet. Am Ende sorgte sogar ein Dance-Battle mit zwei verschiedenen Tänzen für große Begeisterung und wurde von einem kräftigen Applaus belohnt.
Nach einer kurzen Pause folgte die Aufführung der 6c. Sie präsentierten den Zuschauern zwei sich abwechselnde Stücke, die von „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ und „Odysseus und das Heldendilemma“ inspiriert waren. Auch diese Szenen waren genauso einfallsreich und humorvoll gestaltet wie die der 6b. Vielen Dank an die 6b und 6c für diese tolle Aufführung.
Ingrid 8a




Die Aufführungen sind Teil des überarbeiteten theaterpädagogischen Konzepts für die Beobachtungsstufe. Statt einer kompakten Theaterwoche in den Jahrgängen 5 und 6 findet seit diesem Jahr ein regelmäßiger zweistündiger Theaterunterricht in den Klassen 6 statt, der mit einer Aufführung abgeschlossen wird. Auf diese Weise soll ein kontinuierliches darstellendes Lernen ermöglicht werden.
Christian Stürznickel
