„Hilfe, Bienen auf dem Schulhof! Da werden wir ja alle dauernd gestochen!“

Nein, keineswegs, denn Bienen sind keine Wespen: Sie setzen sich nicht auf Süßigkeiten, Eis oder Obstkuchen, diese Zuckerart ist für die Bienen nicht „attraktiv“. Auch Pausenbrote mit Wurst sind für sie uninteressant.

Bienen in der Schule bieten die vielfältigsten Möglichkeiten des Lernens. Die Honigbiene ist mit ihrer komplexen Lebensform wie kein anderes Tier dazu geeignet, Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für ihre Umwelt zu vermitteln und Zusammenhänge in der Natur sowie Beziehungen zwischen Mensch und Tier unmittelbar erfahrbar zu machen.

Bei der praktischen Bienenhaltung in der BienenGarten AG erleben unsere SchülerInnen die Welt als verstehbar, handhabbar und sinnhaft.

Sie sind gefordert, respektvoll mit den Tieren umzugehen, bekommen verantwortungsvolle Aufgaben, lernen vorausschauend zu planen, Durchhaltevermögen und Sorgfalt zu trainieren.

Das Imkern eröffnet einen alltagsbezogenen Zugang zu nachhaltiger Entwicklung: SchülerInnen können den ökologischen, ökonomischen und sozialen Nutzen, den die Vielfalt der Natur für uns Menschen hat, direkt erleben.

Die SchülerInnen gewinnen prägende Einsichten, die ihre individuellen Handlungen bestimmen. Sie erlangen Fertigkeiten, die sie im realen Leben anwenden können, mit denen sie ihr Umfeld konstruktiv gestalten können – ökologisch verträglich, wirtschaftlich leistungsfähig und sozial gerecht. Sie arbeiten praktisch beim Bau einer Bienenbeute, bei der Durchsicht der Bienenvölker, beim Rähmchenbauen, beim Drahten, bei der Honigernte und beim Honigverkauf.

Im Winter 2019 hat die Bienen-AG Torben Schiffer zu einem Vortrag über die Bienenhaltung eingeladen. Während seiner Ausführungen hat er den „Schiffer-Tree“ vorgestellt und auch begründet warum Bienen in diesem Baumstamm besser leben.

Im Frühjahr 2021 haben wir damit begonnen, eine Baumhöhlensimulation nachzubauen. Unsere Bienenwohnung besteht aus 60mm starkem unbehandeltem Kiefernholz. Sie hat ca. ein Volumen von 40 Litern. Der Deckel ist aus 150mm massivem Holz. Der Einsatz von viel Holz soll für ein gutes Raumklima sorgen und die Feuchtigkeit regeln – sozusagen einer Baumhöhle in der Natur nachempfunden. Die Bienenwohnung besteht aus Boden, Körper und Deckel. Jedes Teil hat 6 gleiche Wandelemente. Die Elemente für den Boden werden verleimt und mit einem Spanngurt zusammengehalten, bis der Leim angezogen ist. Die einzelnen Elemente werden mit Holzleisten zusammengefügt. Das Einschlagen der mit Leim bestrichenen Leisten ist Schwerstarbeit. Schon nach wenigen Zentimetern sitzt die Leiste relativ fest.

Ende Mai 2021 haben wir einen Kunstschwarm gebildet. Dazu haben wir von einem Bienenvolk alle Bienen in eine Kiste gefegt. Im Besonderen wurde darauf geachtet, dass auch die Königin in der Kiste ist. Die Bienen wurden mit Futter versorgt und für 2 Tage kühl und dunkel gestellt. In dieser Zeit entwickeln die Bienen ihren Schwarmtrieb und ihre Wachsdrüsen. Nach 2 Tagen wurde der Kunstschwarm vor die neue Behausung gesetzt. Schon nach kurzer Zeit sind die Bienen in die vorgefertigte Baumhöhle eingezogen.

Die Kinder haben einen Platz hoch im Baum gefunden. Die Behausung wird mit Ringschlaufen an einem starken Ast befestigt. Diese Schlaufen tragen jeweils 2000kg und sind zum Schutz des Baumes mit einem weichen Mantel überzogen. Bei jedem Gang auf die Leiter werden die Schüler mit Klettergurten und Seilen gesichert. Es sind viele Wege nötig, um die Behausung an ihrem Platz zu befestigen.

Im letzten Schritt wird das Flugloch geöffnet. Die Bienen beginnen sofort mit dem Einfliegen.

In dieser künstlichen Baumhöhle sollen die Bienen ohne menschliche Eingriffe leben und sich vermehren. Unsere Hoffnung ist, dass die Bienen ohne Einsatz von Bienenarznei überleben. Das Bienenvolk hat die Möglichkeit, sich den äußeren Bedingungen ungestört anzupassen. An dieser Stelle geben wir diese Insekten in den natürlichen Genpool zurück und überlassen sie der Evolution.

Text und Bilder: Die Bienen-AG